März 28, 2023

Kirche auf dem Irrweg?

von Nicole Tietze (Theologin und Mitglied des Landesvorstandes)

Viele Leute, insbesondere in Sachsen, können mit der Kirche nicht mehr viel anfangen. Sie feiern zwar noch Weihnachten und jetzt bald auch das Osterfest, doch der Ursprung der Feste ist vielen nicht mehr wirklich bekannt. Der letzte Gottesdienstbesuch am Sonntag ist für viele lange her. Die evangelische Landeskirche zählte im Jahr 2023 rund 625.000 Mitglieder, das sind rund 3.700 Mitglieder weniger als im Jahr zuvor. In der Katholischen Kirche sieht es kaum anders aus, alleine im Bistum Dresden-Meißen verließen 2022 2.900 Menschen ihre Gemeinden. [1] Immer weniger Menschen können sich mit der Amtskirche identifizieren, welche sich dem Zeitgeist kontinuierlich anpasst.

Historischer Rückblick:

Einer der Gründe hierfür liegt in der neueren Geschichte Sachsens. Während im Jahr 1945 noch rund 90 Prozent der Menschen in Ostdeutschland Kirchenmitglieder waren, waren es zur Zeit der Wende im Jahr 1989 nur noch etwa 25 Prozent. In Sachsen, welches eins das „Mutterland der Reformation“ darstellte, führte die DDR-Politik dazu, dass sich viele Menschen dort vom Glauben abgewandt haben. Maßnahmen wie die Verbannung des Religionsunterrichts aus den Schulen, die Einführung der Jugendweihe, sowie die systematische Benachteiligung von bekennenden Christen konnte dazu beigetragen, dass das Christentum in der DDR enorm an Bedeutung verloren hatte. [2] Doch auch die schlimmen Missbrauchsskandale der Kirchen, welche medial viel Aufmerksamkeit bekamen, brachten in den letzten Jahren viele Austritte mit sich.

Annahme von modernen Ideologien:

Neben diesen beiden wichtigen Faktoren, gibt es jedoch noch einen weiteren wichtigen Grund. Die stetige Anpassung der Kirchen an die heutige Zeit und die damit einhergehende teilweise „Anpassung“ der biblischen Aussagen. Queere Gottesdienste, Regenbogenfahnen auf dem Altar und geschlechtergerechte Bibeln, sind nur einige Beispiele, für die Anpassung der Kirche an die modernen Ideologien. „Kreuz und queer“ heißt ein Blog, auf evangelisch.de, auf welchem man Drag-Queens präsentiert und man u.a. von mehreren Geschlechtern berichtet. In einem Artikel über Pansexualität heißt es sogar: „[…], ob Nonnen, die sich mit Gott (spirituell) verheiraten, dann nicht pan seien, da Gott ja weder Mann noch Frau oder eben alle Gender oder eben keines ist. Könnte man wohl bestätigen“. [3] Doch auch vor der eher traditionellen katholischen Kirche macht dieser Trend keinen Halt, bereits seit 2021 versieht die Katholische Studierende Jugend (KSJ) Gott mit einem Genderstern und schreibt nun „Gott*“[4]. Sie bezeichnen solche Schritte stets als Modernisierung, Erneuerung oder auch einfach als zeitgemäß. Dabei spielt es offensichtlich keine Rolle, ob sie das was sie predigen, überhaupt in der Bibel wiederfinden. Nicht mal nur das, vieles widerspricht ihr sogar. „Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“ (1.Moses 1,27), heißt es bereits am Anfang der Bibel. Gott sagt hier ganz deutlich, dass es ausschließlich zwei Geschlechter gibt und diese sind Mann und Frau. Auch der kürzlich verstorbene deutsche Papst Benedikt der XVI., äußerte sich dazu sehr deutlich: „Die tiefe Unwahrheit dieser [Gender-] Theorie und der in ihr liegenden anthropologischen Revolution ist offenkundig. Der Mensch bestreitet, dass er eine von seiner Leibhaftigkeit vorgegebene Natur hat, die für das Wesen Mensch kennzeichnend ist. Er leugnet seine Natur und entscheidet, dass sie ihm nicht vorgegeben ist, sondern dass er selber sie macht. Nach dem biblischen Schöpfungsbericht gehört es zum Wesen des Geschöpfes Mensch, dass er von Gott als Mann und als Frau geschaffen ist.“. [5] Trotzdem gendern sie die Bibel und feiern queere Gottesdienste, egal ob die Bibel etwas Konträres sagt.

Die Kirche hat nicht die Aufgabe modern oder zeitgemäß zu sein. Nein, sie hat nicht einmal die Aufgabe den Menschen zu gefallen, wie es sehr deutlich in der Bibel zu finden ist: „Sondern wie wir von Gott tauglich befunden worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.“ (1Thess 2,4) Dieser Frage sollten sich die Landeskirchen dringend stellen. Für wen sie diese ganzen „Anpassungen“ vornehmen. Nehmen sie diese vor um Gott zu gefallen oder den Menschen?

Rückbesinnung der Kirche auf Gottes Wort:

Ehe

Während sich die westliche „Welt“ der Genderideologie hingibt, sollte die Kirche für die Christen als Fels in der Brandung dienen. Im katholischen Katechismus, welcher 1992 unter Papst Johannes Paul II, veröffentlicht wurde, heißt es „Gott hat den Menschen als Mann und Frau mit gleicher personaler Würde geschaffen und ihm die Berufung zur Liebe und zur Gemeinschaft eingeprägt. Jeder Mensch muss seine geschlechtliche Identität annehmen und ihre Bedeutung für die ganze Person, ihre spezifische Eigenart für Mann und Frau sowie ihre gegenseitige Ergänzung anerkennen.“[6] Der Katechismus gilt als Darstellung der katholischen Lehre, welche sich auf die Bibel und katholische Traditionen bezieht. Auf diese biblische Ansicht sollte sich allen voran die Kirche zurückbesinnen.

Patriotismus

Im Gegensatz zur Genderideologie, welche alle Parteien bis auf die AfD und in kleinen Teilen noch die CDU vertreten, ist der Patriotismus mit der Bibel konform. Eine gute, theologisch begründete Erklärung finden wir dafür bei dem ehemaligen Papst Johannes Paul II: „Wenn man sich fragt, an welcher Stelle im Dekalog[7] der Patriotismus einzuordnen ist, muss die Antwort zweifelslos lauten: im Bereich des vierten Gebotes, das uns verpflichtet, Vater und Mutter zu ehren.“[8] Weiter führt er aus „Patriotismus bedeutet Liebe zu allem, was zum Vaterland gehört, zu seiner Geschichte, seinen Traditionen, seiner Sprache und seiner eigenen Beschaffenheit.“[9]  Diese Ansicht finden wir in christlich geprägten Ländern wie Polen noch in der Landeskirche vor, hierzulande nur noch in wenigen Fällen.

Der Weg aus der Irrlehre:

Trotz der stetigen Anpassung der deutschen Amtskirchen an die weltlichen Ideologien, gibt es auch immer wieder positive Beispiele von Christen, welche sich dagegen wehren. Unter anderem die Initiative Maria 1.0., welche sich für eine Rückbesinnung auf ein traditionelles katholisches Verständnis der Bibel einsetzt, der Pater Joachim Paul, welcher sich Ende letzten Jahres in Wittichenau gegen die Genderideologie aussprach, die Gründung von bibeltreuen Freikirchen oder auch die Instagram-Seite „liebezurbibel“, welche für biblische Überzeugungen einsetzt. Natürlich könnte man diese Liste noch lange weiterführen, aber sie soll nur demonstrieren, dass diese Entwicklung nicht unkritisch überall angenommen wird. In anderen Ländern wie z.B. Polen oder Italien, ist diese Entwicklung auch bei weitem nicht so fortgeschritten wie hierzulande.

Fazit:

„Wer ist denn noch heutzutage ein Christ, wie Christus ihn haben wollte?“[10] fragte sich bereits Goethe vor fast 200 Jahren. Diese Frage treibt wohl auch heute viele Christen, aber vor allen Dingen, konservative Christen rum. Natürlich sind auch viele Amtsträger der Landeskirchen und Gemeindemitglieder gläubige Christen, welche die Bibel vor heutige Ideologie stellen. Doch leider trauen sich gerade diese Leute, aufgrund von befürchteten sozialen Repressionen häufig nicht in den Vordergrund. Denjenigen gilt nur noch ein Satz aus Schiller´s Wilhelm Tell mitzugeben: „Dem Mutigen hilft Gott!“.[11]


[1] Vgl. https://www.saechsische.de/sachsen/entwicklung-kirchenmitglieder-sachsen-5797989.html
[2] Vgl. https://www.slpb.de/themen/gesellschaft/religion/religion-in-sachsen
[3] https://www.evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/213807/22-03-2023
[4] https://www.katholisch.de/artikel/26840-katholische-studierende-jugend-schreibt-gott-jetzt-mit-genderstern
[5] https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/speeches/2012/december/documents/hf_ben-xvi_spe_20121221_auguri-curia.html
[6] Katechismus der Katholischen Kirche: Kompendium, Bonn 2005, S. 173
[7] Die Zehn Gebote
[8] Erinnerung und Identität: Gespräche an der Schwelle zwischen den Jahrtausenden, Augsburg 2005, S. 89
[9] Ebd., S.90
[10] Goethe, J. W., Gespräche. Mit Friedrich von Müller, 1830
[11] Für alle Bibelverse wurde die Elberfelder Bibel (2006) verwendet

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